Was Clayton Thomas für Berlin, das ist Weber für Europa, der Kontrabassist, den man gehört haben muss, um es zu glauben, dass den Reichtum, die Phantastik von Klängen ein Mann allein und ohne Strom dem sperrigen Instrument abringt. Weber knarrt und knurpst, als würde er die Saiten statt mit dem Bogen mit einer Raspel traktieren. Aber allmählich wird das Geknurre sonorer und verwandelt sich in das wohlige Brummen und den schrägen Gesang eines zottigen Urviechs, dessen Grimm verraucht ist. Jetzt klopft das Ungeheuer sogar einen munteren Beat auf seinem Wanst, der Bogen federt und erzeugt seltsam maultrommlige Geräusche. Raues Gegeige abseits von Wohlklang beginnt enorm reizvoll zu schillern. Die tiefen Frequenzen wummern bodenlos, aber oben krault die Linke die zu Berg stehenden Haare. Um die Taille rum wird gesägt, als ob Weber eine allzu üppige Jungfrau halbieren wollte, die sich zudem als zäher als vermutet erweist. Knarrend und klopfend prüft er die Güte des Holzes, findet dann wieder einen sonoren, wie von Dampf getriebenen Sägezahnschwung, oder schnaubt er vor Anstrengung? Der Klang selbst scheint sich zu spalten, wird zweistimmig, zweihändig ist er sowieso, Pizzikato mit der einen, peitschend und schnalzend mit der andern, dann auch twangend mit langem Nachhall, twänggg, twonggg - der Bass als reines Schlaginstrument. Stark.

Rigobert Dittmann
Slug
Bad Alchemy #59
August 2008